Auf der unternehmerischen Erfolgsleiter ist RUCH NOVAPLAST in sechs Jahrzehnten ganz nach oben gekraxelt: Vom kleinen Draht- und Nagelziehwerk hat sich das Unternehmen aus Oberkirch zum europäischen Technologieführer für die Herstellung von Produktlösungen aus Partikelschäumen unter anderem für die Haus- und Gebäudetechnik sowie die Medizintechnik entwickelt. Was macht den Erfolg des Unternehmens aus?
Wenn er spricht, versprüht Thomas Doll Begeisterung. Bei RUCH NOVAPLAST arbeitet er als Prokurist und Mitglied der Geschäftsleitung im Business Development. Nach 30 Jahren Betriebszugehörigkeit hat er viele unternehmensrelevante Entwicklungen miterlebt. Wenn es um die strategische Ausrichtung des Unternehmens geht, sitzt er mit am Entscheidungstisch. „Innovation und Flexibilität sind die Schlüssel zum Erfolg“, erzählt Doll mit Überzeugung. Beides sei eine Stärke von RUCH NOVAPLAST. Gezeigt habe sich das schon in den 1950er Jahren, als Firmeninhaber Henrich Ruch – damals war das Unternehmen noch ein Draht- und Nagelziehwerk – nach einem weiteren, stabilen Standbein fürs Geschäft suchte.
Mal was Anderes wagen
Firmeninhaber Ruch setzte damals auf Kunststoff. Ein Volltreffer! Denn Verpackungen wurden für die nächsten Jahrzehnte zum Verkaufsschlager von RUCH NOVAPLAST. „Kunststoffverpackungen waren in der damaligen Zeit eine große Innovation“, erläutert Doll. Das Geschäft lief entsprechend reibungslos und Großkunden wie Philips gehören seither zu den Stammkunden des Oberkircher Unternehmens.
Dann veränderte sich der Markt. Kunden wanderten Anfang der 2000er Jahre nach Osteuropa ab. Für RUCH NOVAPLAST bedeutete das Neuausrichtung. „Da mussten wir uns flexibel zeigen und uns vom Business-Fokus, den wir auf Verpackungen gesetzt hatten, langsam lösen“, sagt Doll. Das sei ein Schritt auf ungewisses Terrain gewesen. Der Verkauf von Verpackungen habe zu diesem Zeitpunkt immerhin 60 Prozent der Unternehmensumsatzes ausgemacht, ordnet Doll ein.
Neuer Fokus, neues Glück
Unverzagt richtete RUCH NOVAPLAST die Segel neu aus – und spezialisierte sich auf die Produktion von technischen Produkten aus Kunststoff im Bereich Heizung, Klima, Lüftung. „Wenn man heute die mediale Berichterstattung verfolgt, haben wir damals auf genau das richtige Pferd gesetzt – die beste Entscheidung, die wir treffen konnten.“
Heute beliefert das innovations- und technologieführende Unternehmen etwa 500 Kunden in ganz Europa, erklärt der Prokurist. 300 Mann stark ist die Ortenauer Firma, weitere 100 Angestellte arbeiten im Tochterunternehmen in der Tschechischen Republik.
Kunststoffbasierten Partikelschäume setzt RUCH NOVAPLAST für die Herstellung von Gehäusesystemen unterschiedlicher Art ein. Die Systeme dienen Anwendungen in der Medizintechnik, in der Fahrzeugs-, Heizungs-, Klima- und Lüftungsindustrie – bis hin zu Wärmepumpen, erklärt Doll begeistert. Aber auch im Bereich Hobby und Motorsport verwenden Kunden die ultraleichten Produkte.
Motorradhelme sind eines von vielen Produkten, die Ruch Novaplast produziert. „Wir stellen die Protektoren der Helme aus einem speziellen Partikelschaum her“, sagt Doll. „Im Helmgehäuse montieren wir dann Interieur-Teile wie Riemen und Bänder. Teilweise cachieren wir die auch mit Textilien.“ An den Kunden geht dann das innere Sicherheitssystem des Helms. Abnehmer richten dann die nötige Elektronik, wie etwa eine Freisprechanlage, sowie die individuell gestaltete Außenschale des Motorradhelms nach.
Firma entwickelt 300 Neuprodukte im Jahr
Um konkurrenzfähig zu bleiben, brauche es immer wieder Neuentwicklungen. Bei RUCH NOVAPLAST gehört das zum Alltag dazu. Mit 60 Jahren Branchenerfahrung entwickelt das innovations- und technologieführende Unternehmen heute jährlich über 300 Neuprodukte. Doll zufolge müssen Innovationen in der heutigen Zeit in sehr viel kürzeren Zeiträumen umgesetzt werden als noch in der Vergangenheit. Spürbar wesentliche Veränderungen bewegten sich früher in einem Rahmen von drei bis fünf Jahren. Mittlerweile passiert so etwas bei uns bei voller Betriebsauslastung unterjährig.“
So investierte das Unternehmen erst vor Kurzem in eine Produktionserweiterung und errichtete ein neues Montagegebäude für weitere Dienstleistungen. „In einem vollausgelasteten Unternehmen brauchen Erweiterungsmaßnahmen und Umbaumaßnahmen dieser Art ein sehr minutiöses Projektmanagement“, erklärt Doll. Das neue Montagegebäude steht in einer Reihe von Erweiterungen am Standort Oberkirch, die über die Sparkasse Offenburg/Ortenau finanziert wurden. Berater Jens Basler von der Sparkasse Offenburg/Ortenau sagt: „Projekte wie diese sind deutliche Zeichen des Erfolgs unseres Kunden. Und auch wir sehen das in gewisser Weise als Bestätigung, haben wir als Hausbank der Ruch-Gruppe doch auch die Finanzierung vieler innovativer Vorhaben unter Einbindung von Fördermitteln begleitet, die das Unternehmen RUCH NOVAPLAST mit zum Erfolg geführt haben.“
Vorsprung führt zum Erfolg
Dem Puls der Zeit folgte RUCH NOVAPLAST auch im Bereich der Energieeffizienz. Das spiele gerade bei den aktuellen Strompreisen eine große Rolle, erklärt der Prokurist. Erst vor kurzem hat RUCH NOVAPLAST deshalb eine neuartige Gas-Anlage installiert – zwei Drittel seines Stromverbrauchs erzeuge das Unternehmen jetzt selbst. Der restliche Strom werde über PV-Anlagen oder durch emissionsfreien Grünstrom bezogen.
„Außerdem haben wir mit der Stadt Oberkirch ein Nahwärmeversorgungsnetz aufgebaut und versorgen die Stadtwerke, den Bauhof und einige Anrainer mit unserer industriellen Abwärme.“ Wer sich um diese Themen in den vergangenen Jahren intensiv gekümmert habe, genieße nun einen klaren Marktvorteil und bleibe „schlicht und einfach wettbewerbsfähig“.
Für die Umsetzung der Veränderungsmaßnahmen sei eines unabdingbar: ein solides und gut gepflegtes Netzwerk zu Partnern – zum Gewerbeaufsichtsamt, zu Sachversicherern, zur Feuerwehr für Fragen des Brandschutzes, zum Bauamt und zu den Banken, erklärt Doll!
Bei RUCH NOVAPLAST sei ein regelmäßiger Austausch mit Netzwerkpartnern selbstverständlich „Das praktizieren wir seit Jahrzehnten sehr intensiv“, so Doll, der sich sicher ist: „Nur gemeinsam mit unseren Partnern können wir als Unternehmen auch Großes schaffen.“